Gott spricht nicht in Gewalt – nur der Mensch tut das

Veröffentlicht am 6. Juli 2025 um 09:42

In dieser Welt mit vielen verschiedenen Religionen passiert es seit Anbeginn der Zeit, dass von einigen Menschen Unterschiede betont werden – statt Gemeinsamkeiten. Dieser Blick ist verwaschen, trüb und ganz und gar nicht göttlich. Jede Religion ist in einem ganz bestimmten historischen und kulturellen Kontext entstanden. Sie war (und ist) ein Weg, das Leben zu verstehen, dem eigenen Sein einen Sinn zu geben und das Göttliche zu ehren. Und doch wird immer wieder im Namen Gottes gestritten, ausgegrenzt oder sogar getötet. Zeit, genauer hinzuschauen.

Religion als Spiegel von Zeit und Kultur

Ob Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus oder indigenes spirituelles Wissen – jede dieser Glaubensformen ist tief verwoben mit der Geschichte der Völker, in denen sie entstand. Die Fragen waren oft dieselben: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist gut? Was ist wahr?

Religionen gaben Antworten, Regeln, Hoffnung – sie boten Halt in unsicheren Zeiten. Dass sich diese Antworten unterscheiden, ist Ausdruck kultureller Vielfalt. Jede Religion spiegelt die Sprache, die Bilder und die Bedürfnisse der Menschen, für die sie einst entstand. Das allein gibt uns ein tieferes Verständnis für ihre Entwicklung und ihren Ausdruck.

Das Problem beginnt nicht bei Gott – sondern beim Menschen

Wenn Religion jedoch zur Rechtfertigung für Gewalt wird, hat das nichts mit Gott zu tun – sondern mit Verirrung und Machtbesessenheit. Kein Gott ruft zur Unterdrückung, zum Töten oder zum Hass auf. Diese Auslegung entsteht durch Menschen, die Religion für eigene Zwecke missbrauchen: politisch, ideologisch, patriarchal oder nationalistisch.

Gott – oder wie immer du das Höchste nennst – ist kein Richter mit Schwert, sondern ein Prinzip der Liebe, der Verbindung, des Lebens. Wer im Namen Gottes verletzt, spricht nicht für Gott. Sondern für sich selbst – für seine eigene Angst, Traumata und tief sitzende Verletzungen, die nach Heilung schreien.

Einheit in der Vielfalt

Ich wünsche mir, dass wir Menschen die Unterschiede der Religionen nicht als Bedrohung, sondern als Reichtum sehen. Dass wir immer wissen, wenn es Gewalt ist, kann es nicht Gott sein. Dass wir uns als kleinsten gemeinsamen Nenner darauf einigen, dass Gott Liebe ist. Dass wir unsere Gemeinsamkeit erkennen – die Sehnsucht nach Sinn, nach Liebe, nach innerem Frieden.

Aus Verantwortung gegenüber der eigenen Menschlichkeit, der Verbindung zur Schöpfung und aus Liebe gegenüber Gott ist es unsere Pflicht, uns bei Gewalt abzuwenden, "Nein" zu sagen und nicht mitzumachen.  Gott will kein menschliches Blutvergießen. Der das will und propagiert, ist nicht mit Gott im Bund.

Alle Religionen erzählen von Mitgefühl, von Respekt, von dem einen Licht, das durch viele Fenster scheint. Wer sich erlaubt, diese Vielfalt zu würdigen, wird nicht weniger gläubig – sondern weiser.

Spiritualität statt Dogma

Immer mehr Menschen spüren, dass Spiritualität auch ohne starren Dogmatismus möglich ist. Dass Verbindung mit dem Göttlichen nichts mit Ausgrenzung zu tun hat. Dass echter Glaube offen macht – nicht eng.

Vielleicht ist es an der Zeit, Glauben neu zu denken: als Weg zur eigenen Tiefe, zur Verantwortung, zur inneren Wahrheit. Als Raum, in dem man Fragen stellen darf. Und als Erinnerung, dass Liebe immer größer ist als Angst.


Jede Religion hat ihren Platz. Aber keine Religion hat das Recht, im Namen Gottes zu hassen.
Gott ist kein Krieger. Gott ist Stille. Frieden. Licht.

Und dieses Licht scheint für alle.

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